Donnerstag, 26. Februar 2009

Erster! Wie man unkartographierte Orte findet.

Manchmal ist man das Suchen von Bugs und das Verbessern von bestehendem Kartenmaterial in openstreetmap (OSM) leid. Dann möchte man mit dem GPS Gerät los und Orte kartographieren, die es bisher nicht im Datenbestand gab, eine Ersterfassung durchführen und sich daran freuen können, wenn später der neu angelegte Ort durch andere User mit Details angereichert und stetig verbessert wird. Aber ist OSM in Deutschland eigentlich nicht ziemlich komplett? Gibt es in der Nähe von Bonn noch un- oder schlecht kartographierte Orte?

Ja, es gibt sie! Und der OSM-User Gary68 hat sich vor einer Weile daran gemacht, ein Tool zu entwickeln, mit dem solche Orte aufgespürt werden können. Unmapped Places zeigt über zwei verschiedene Icons an, ob ein Ort bei Openstreetmap wenig oder bisher gar nicht erfasst wurde. Und so sieht die Situation zur Zeit (alle hier gezeigten oder zitierten Daten wurden am 21.02.09 erhoben) zwischen Bonn und Köln aus (gelbe Symbole: wenig erfasste Orte, rote Symbole: unkartographierte Orte):



Wir sehen, dass Bonn und Köln jeweils gut erfasst worden sind. Daneben sind auch die Orte nördlich und nordwestlich von Bonn gut kartographiert worden. Das verwundert mich nicht, da neben lokal aktiven Mappern auch Bonner Mapper in den letzten Monaten in dieser Region sehr aktiv waren. Erst vor Köln tauchen die ersten Kandidaten für eine Ersterfassung auf. Benzelrath, Berrenrath, Kendenich, Fischenich, Meschenich und Immendorf - sie bilden einen Gürtel bisher wenig erfasster Orte südlich von Köln und nördlich von Brühl/Wesseling. Da gibt es Material für die eine oder andere Mapping-Party. :-)

Der Vollständigkeit halber sei auch erwähnt, dass sich auch östlich von Bonn (vor allem zwischen Oberpleis und Hennef, sowie östlich von Hennef), oder südlich von Meckenheim oder Rheinbach entsprechende Orte zum Mappen finden lassen.

Doch wie funktioniert Garys Algorithmus zur Detektion wenig/schlecht gemappter Orte? Es handelt sich im Wesentlichen um ein Schwellwertverfahren. Jeder Ort wird in Openstreetmap durch einen Node repräsentiert, der ein place Tag sowie weitere Tags mit entsprechenden Informationen über diesen Ort (Ortsname, Anzahl Einwohner, Ausdehnung,...) trägt. Bonns Place-Node (in der Abbildung unten in orange dargestellt) befindet sich, skurrilerweise, mitten im Kaufhof:



Ausgehend von diesem Place-Node definiert der Algorithmus eine Region, indem Informationen aus den Tags des Place-Nodes ausgewertet werden, oder, sofern die Tags diese Informationen nicht hergeben, indem ein Kreis mit einem vom Typ des Ortes (city, suburb, town, village) abhängigen Radius (4km, 0.5km, 1km, 0.5km) definiert wird. Diese Kreise sehen für Bonn und seine Stadtteile so aus:



Okay, bei dieser Abbildung verliert man leicht den Überblick - das liegt auch an den zusätzlich eingeblendeten statistischen Informationen. Erkennbar ist allerdings der große Kreis mit einem Radius von 4km, der große Teile von Bonn umfasst und der zur Datenauswertung herangezogen wird. (Erkennbar ist auch, dass zum Beispiel Bad Godesberg, Röttgen oder Ückesdorf nicht durch den Kreis abgedeckt wird. Ich finde allerdings, dass der Kreis für eine erste Schätzung der Ausdehnung Bonns sehr gute Dienste tut.)

Der Algorithmus zählt nun die Nodes innerhalb des so definierten Region und vergleicht die Node-Anzahl mit zwei vorgegebenen Schwellwerten. Dabei gelten Orte (city, suburb, town, village) als wenig erfasst, wenn die so ermittelte Node-Anzahl unter einem Schwellwert liegt (4800, 60, 400, 60) oder als gar nicht erfasst (2400, 30, 200, 30).

Der Algorithmus liefert auch einige andere interessante Statistiken. So besitzt Bonn in seinem 4km Radius 25683 Nodes und 1977 Wohnstraßen (residentials), die insgesamt eine Gesamtlänge von 333 km haben. Von diesen Wohnstraßen besitzen 417 keinen Namen. Daneben hat Bonn in diesem Kreis 738 Gebäude (buildings) sowie 665 Einrichtungen (amenities). Kaum glauben kann ich, dass tatsächlich nur 1 (!) Node sowie 4 Wege ein FIXME Tag tragen. Das ist erstaunlich wenig!

Es ist klar, dass es außerordentlich schwierig ist, über Schwellwertverfahren eine 100%ige Trennung zwischen "gut", "weniger gut" und "schlecht" kartographierten Orten zu erreichen. Dazu ist der Kriterienkatalog zu komplex. Und bestimmt werden sich auch Beispiele finden lassen, wo der Algorithmus versagt. Aber: Ich bin beeindruckt von den Ergebnissen, die sich mit den eingesetzten Heuristiken erzielen lassen! Und ich bin beeindruckt von dem Zeit- und Arbeitseinsatz von Gary68. Unmapped Places wird seinen Platz unter den produktiv einsetzbaren OSM-Tools finden.

Montag, 23. Februar 2009

Karten, die lügen? Easter Eggs in der Bonner Karte von Google Maps.

Dass Karten verschiedener Anbieter nicht immer auf dem aktuellen Stand sind, ist nicht verwunderlich, befinden sich sowohl Städte als auch ländliche Regionen in einem stetigen Veränderungsprozess. Strassen verschwinden, neue kommen hinzu. Auch die Nutzung von Gebieten kann sich über die Jahre ändern. Aber es gibt auch Fehler in Karten, die beabsichtigt sind, sogenannte Copyright Easter Eggs. Solche Fehler werden eingebaut, um Rechteinhabern bei Prozessen um Copyright-Verletzungen zu stärken (sofern tatsächlich Kartenmaterial kopiert wurde, sollte die Kopie auch diese künstlich eingefügten Fehler enthalten).

Ein solches Copyright Easter Egg habe ich wahrscheinlich vor ein paar Tagen in der Google Maps Karte von Bonn-Auerberg entdeckt. Der Galgenpfad scheint nur bei Google Maps zu existieren,



Größere Kartenansicht


nicht aber bei openstreetmap (OSM):



Daneben ist der Galgenpfad weder bei der offiziellen Bonner Stadtkarte eingezeichnet noch der Fahrplanauskunft des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) bekannt. Nun könnte man natürlich immer noch anführen, dass das Kartenmaterial der Stadt Bonn oder des VRS veraltet ist. Bei einem meiner letzten Spaziergänge habe ich den Galgenpfad gesucht. Dort, wo er sich nach Google Maps befinden sollte, steht allerdings nur ein Zaun:



Und was lernen wir daraus? Nicht alles glauben, was in den Karten steht. ;-)

Seid ihr bei euren Mapping Touren für openstreetmap auch auf solche Fehler bei Google Maps gestoßen? Wir könnten sie vielleicht hier einmal zusammentragen.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Der erste Bonner Mapper ...

... oder jedenfalls der erste Mapper, der Daten in die bis dahin leere Bonner openstreetmap (OSM) Karte eintrug - mit welchen Datenpunkten fing er an, Bonn zu erfassen? Und wann war das eigentlich?

Diese beiden Fragen kamen mir letztens, als ich einen Blick auf die Bonner Karte warf. Möchte jemand einen Tipp abgeben? :-) Wurde der Bonner Münsterplatz als erstes erfaßt? Oder der Bonner Hauptbahnhof? Die Adenauerallee oder die Reuterstraße? Na? Die Antwort ist kurz: Nichts von alledem. Ich habe mich auf die Zeitreise gemacht und dafür alte Datensätze durchsucht. (Die technischen Details gibt's für Interessierte am Schluß dieses Eintrags.)

Es ist Donnerstag, der 11. Mai 2006, 15:50 Uhr. Openstreetmap.org existiert seit knapp 2 Jahren, das allererste Release des inzwischen bekannten Offline-Editor JOSM liegt knappe 5 Monate zurück. An diesem Tag werden die ersten 34 Punkte in Bonn eingepflegt. Der Mapper (oder die Mapperin - ich liege wahrscheinlich nicht daneben, wenn ich vermute, dass es sich um einen Mann handelt) nähert sich Bonn aus dem Nordosten. Er fährt auf der A565 Richtung Innenstadt, überquert den Rhein über die Bonner Nordbrücke und nimmt dann die erste Ausfahrt. Und das war es auch schon für die nächsten 10 Wochen. Erst am 21. Juli kommen 67 weitere Knoten im Bonner Süden hinzu bei einer Fahrt über die Bonner Südbrücke. Hier ein Screenshot von beiden Tracks, den ich aus JOSM heraus gemacht habe:



Um wen es sich bei diesem ersten Mapper handelt, konnte ich nicht herausfinden - die Daten enthielten keine Userinformationen. Falls ihn jemand kennt - bitte melden! Ich hätte so manche Frage. :-) Es gestaltet sich auch als schwierig, die Geschichte der einzelnen Knoten bis ins Jahr 2009 zu verfolgen. Viele wurden gelöscht, und beim Rest haben wohl Datenbankarbeiten und API-Wechsel die History zerlegt. Einen Knoten (die ID habe ich leider vergessen) konnte ich bis vor das AVZ der Universität Bonn verfolgen, in dem die Informatiker hausen.

Im letzten Quartal aus dem Jahr 2006 finden schon einige Daten ihren Weg in die Bonner OSM-Karte. Aber erst im Jahr 2007 und 2008 explodierte die Datenmenge. Hier ein animiertes GIF, das die Entwicklung zeigt:



Solche Graphiken lassen sich mit dem History-Service von Frederik Ramm erstellen. Und wieder möchte ich betonen: Wahnsinn, was die Bonner Mapper in knapp 2,5 Jahren auf die Beine gestellt haben! :-)

Zu den technischen Details für diejenigen, die sich dafür interessieren: Ich hatte mir zunächst die History-Funktion der API 0.5 angesehen und festgestellt, dass (a) nur Abrufe der History für Einzelobjekte zu bewerkstelligen sind (zuviele Anfragen für das Bonner Stadtgebiet) und (b) mir die History der API 0.5 merkwürdig unvollständig vor kam. Daneben musste ich ja auch damit rechnen, dass die allerersten Karteneinträge sehr wahrscheinlich verbessert oder im Zuge von Korrekturen ganz gelöscht worden waren.

Ich habe mir daher alte Planet-Files aus dem Jahr 2006 heruntergeladen. Da diese noch in XML-Strukturen der API 0.3 vorlagen, habe ich mir eine entsprechend alte Version des Schneidewerkzeugs (um das Bonner Stadtgebiet zu extrahieren, planetosm-excerpt-area.pl) sowie eine alte Version von JOSM (Version 166), die noch API 0.3 versteht, aus dem subversion repository geladen. Ich muss zugeben, dass ich einen einfacheren Zugriff auf die OSM-History erwartet hätte. Schade, dass auch in der neuen API 0.6 kein vereinfachter History-Zugriff (d.h. region-based queries) zu erwarten ist.

Dienstag, 17. Februar 2009

Tools (1): Bonn Buschdorf needs you! - openstreetbugs in Aktion

Es gibt nicht viele Tools, die man sich anschaut, und die einen beim ersten Benutzen sehr viel Spaß machen. Openstreetbugs ist ein solches Tool. Man stelle sich vor, man finde in Openstreetmap (OSM) einen Fehler und hat nicht die Möglichkeit, ihn direkt zu korrigieren. Wie teilt man ihn den anderen Mappern mit? Bei openstreetbugs wird ein OSM-Kartenausschnitt gezeigt, auf dem sich Kartenfehler (Bugs) auf ganz einfache Weise eintragen und, noch viel wichtiger, nachschlagen lassen.

Wer hat wo welche Fehler festgestellt? Wo kann die Karte noch verbessert werden? Und wo kann ich mich engagieren? Solche Fragen kann openstreetbugs beantworten. Gestartet wurde der Dienst mitte 2008 von Xavier, der auch in seinem Blog davon schreibt. Von jedem Kartenausschnitt läßt sich zudem ein RSS-Feed (hier ein Beispiel für Bonn) abonnieren, der die in dem Kartenausschnitt gezeigten Fehler zusammenfaßt und bequem in jedem RSS-Reader lesbar macht. Als Spielerei kann man vielleicht die Funktion werten, die die 10 zuletzt geänderten Bugs weltweit anzeigt.

Ich habe mir letztens die Teile der OSM-Karte für den Bonner Norden angesehen. Sie ist an vielen Stellen sehr detailliert, aber gerade in Buschdorf sind mir so einige Fehler aufgefallen:



Jeder rote Punkt markiert einen Fehler. Es fehlen vor allem Straßenabschnitte und manche Straßenbezeichner. Wer also Lust hat, der kann sich gerne Buschdorf einmal annehmen! :-)

Ein Anfang

Ich kenne Openstreetmap (OSM) seit Jahren. Immer wieder habe ich den Fortschritt der freien und von seinen Nutzern ehrenamtlich zusammengetragenen Weltkarte bestaunt. Gerade in Bonn hat die Karte einen unglaublichen Detailgrad erreicht. Ich habe mich mit Freunden getroffen, gemappt, und mich über den sukzessiven Fortschritt gefreut. Dabei besitze ich selber gar kein GPS Gerät.

Jeder kann etwas zu OSM beitragen, also so auch ich. Ich melde Fehler oder fehlende Bereiche, die mir in Bonn und Umland bei OSM auffallen, und freue mich, wenn sich Leute mit Zeit und der technischen Ausstattung darum kümmern. Und darüber möchte ich schreiben - in Blogform. Das ist ein Experiment für mich, der ich noch nie einen Blog geschrieben habe.

Bonns OSM Karte hat einen weiten Weg zurückgelegt. Während Ersterfassungen sich zunehmend auf Gebiete außerhalb von Ballungsräumen verlagern, werden durch Verbesserungen und Feinarbeiten OSM Karten innerhalb der Städte mit Informationen angereichert. Und auch hier gibt es noch so viel zu tun!

Ich bin neugierig über die weitere Entwicklung von OSM und freue mich über Hinweise und Anregungen von euch!