Samstag, 11. Juli 2009

Krautsourcing 2.0: Über die Aktivitäten der deutschen Openstreetmap-Community

Auf der jährlich stattfindenden State-of-the-map Konferenz (SOTM), der weltweit größten internationale Openstreetmap-Konferenz, sprach vor wenigen Minuten Frederik Ramm (Geofabrik) über die Aktivitäten der deutschen Openstreetmap-Community der vergangenen 12 Monate.

Jeder zweite aktive Openstreetmap-User arbeitet an der deutschen OSM-Karte

Und die Zahlen und Fakten konnten sich sehen lassen: Hatte die deutsche OSM-Karte vor einem Jahr noch 1.3 Millionen Wege, zählen wir heute über 3.4 Millionen. Von diesen wurden rund 87% in den vergangenen Monaten modifiziert, d.h. auch schon existierende Wege wurden weiter verbessert. Doch damit nicht genug: Jeder zweite aktive Openstreetmap-User editiert die deutsche OSM-Karte. Das ist eine beeindruckende Zahl, die die Größe der deutschen Community unterstreicht.

In bed with the government

Frederik erwähnte zahlreiche Projekte, die in den vergangenen Monaten gestartet wurden. Das Oberpfalz-Projekt, bei dem hochauflösende Luftbilder durch die bayrische Regierung und dem bayrischen Landesamt für Vermessung und Geoinformation zum Mappen zur Verfügung gestellt wurden, wurde ebenso gewürdigt wie der Import der Straßendaten von Straßen.NRW. Daneben erlaubte das Kataster-, Vermessungs- und Liegenschaftsamt (KVL) Rostocks den Import von Gebäuden, und die gezeigte Karte war sehr beeindruckend. Allerdings enthalten die Gebäudedaten kleine Fehler - vom KVL absichtlich eingebrachte Unschärfen. Da diese Fehler allerdings unter der GPS-Auflösungsgenauigkeit liegen, ist der Import ein hervorragender Ausgangspunkt für die Erfassung von Rostocker Gebäuden und die anschließende Verbesserung der Daten.

Frederik zählte eine lange Liste von OSM-Anwendungen auf, die von deutschen Usern erstellt wurden und werden. Neben der ÖPNV-Karte wurden die openseamap, das Freie Tonne Projekt zur Sammlung von Seezeichen, der OpenrouteService der Universität Bonn, Geofabriks OSM-Inspector und die Reit- und Wanderkarte (Infos) erwähnt. Unbekannt war mir übrigens bisher, dass auch die iPhone Applikation Offmap, die den Download von Openstreetmap-Kartenmaterial zur Offline-Nutzung erlaubt, von einem Deutschen entwickelt wird. Zu guter letzt erzählte Frederik noch vom Rewrite der beliebten und zum Melden von Kartenfehlern eingesetzten Openstreetbugs-Anwendung durch User Emka.

Mini-SOTM in Osnabrück 2010

In Anbetracht der begrenzten Redezeit (10 Minuten) ist selbstverständlich, dass nicht jede Aktivität der deutschen Community erwähnt werden konnte. Unerwähnt blieben zum Beispiel der ÖPNV-Workshop in Karlsruhe oder die OSM-Konferenz in Bonn (Bericht hier). Dass Frederik aber überhaupt soviel Information in seinen Vortrag packen konnte, darüber war ich echt beeindruckt. :-)

Am Ende seines Vortrags kündigte Frederik Ramm noch eine "MiniSOTM", wie er es nannte, an, die vom 2. bis 5. März 2010 in Osnabrück stattfinden soll. Er erwarte um die 400 (!) Teilnehmer, eine Zahl, die nicht geringes Erstaunen in den IRC-Kanälen auslöste - hat doch die aktuell stattfindene internationale Konferenz "nur" 250 Teilnehmer. [1] Ich mußte schmunzeln: War das ein sanfter Hinweis auf das im Verhältnis zu allen OSM-Aktiven sehr große Engagement deutscher OSM-User?

Die bis Sonntag, den 12.07.2009, laufende State-of-the-Map Konferenz kann über einen Live-Stream sowie über Twitter und Flickr verfolgt werden.

PS: Niemand ist fehlerfrei. :-) Wenn Dir Fehler in diesem Text auffallen, freue mich über einen Hinweis. Ich werde sie dann nach Prüfung korrigieren.

[1]

Update 1: Bei der geplanten Konferenz in Osnabrück handelt es sich um die FOSSGIS, bei der Openstreetmap ein Thema neben vielen anderen sein wird. Die Veranstaltung ist keine OSM- sondern eine GIS-Konferenz. Mein Dank geht an Frank, der mich aufgeklärt hat.

Update 2: Frederik Ramm hat mir und auf der talk-de Mailingliste zwischenzeitlich geschrieben und präzisiert:
"Die FOSSGIS-Konferenz zieht allein in ihrer bisherigen Kapazitaet als reine GIS-Konferenz schon 400 Leute an. Wir rechnen damit, dass auch beim OSM-Teil, der an die traditionelle FOSSGIS anschliesst, rund 400 Leute anwesend sein werden, und dass ein ueberwiegender Teil davon eigens fuer den OSM-Teil anreist - obwohl es sicher auch einige geben wird, die die Konferenz in voller Laenge besuchen und damit in beiden Kontingenten mitzaehlen. Die Zahl von 400 Leuten ist ueberhaupt nicht utopisch, wenn man bedenkt, dass jeden Monat 4000 Leute editieren, oder...?"

Update 3: Inzwischen hat Frederik seine Vortragsfolien als PDF-Datei zum Download zur Verfügung gestellt. Ihr findet sie hier.

3 Kommentare:

  1. Die FOSSGIS-Konferenz
    http://www.fossgis.de/konferenz/wiki/Main_Page ist eigentlich eine Veranstaltung zu "GIS".
    "OSM" nimmt in den letzten Jahren dort immer mehr Raum ein.
    Die meisten der 400 Teilnehmer kommen aber wegen der GIS-Themen. So gesehen ist es keine 400-Personen-OSM-Veranstaltung.

    Frank

    AntwortenLöschen
  2. Auch die Iphone-Applikation Roadee wird offenbar von einem Deutschen entwickelt. Diese bietet Navigation auf OSM-Kartenmaterial an. Derzeit gibt es noch keine Sprachausgabe, und auch das Routing hat noch einige Macken. Aber der Entwickler verspricht entsprechende Updates. Der Preis ist im Vergleich zu Navigon wirklich günstig. In den letzten Tagen belegte die App den Spitzenplatz der Downloads und ist momentan immernoch weit oben gelistet. Neben dem kommerziellen Erfolg des Entwicklers stellt dies meiner Meinung nach auch einen Achtungsgewinn von OSM dar, da prominent auf OSM als Kartenquelle verwiesen wird. Navit (das Open Source Pendant) gibt es derzeit offenbar leider noch nicht im Appstore.

    AntwortenLöschen
  3. Die FOSSGIS-Konferenz zieht allein in ihrer bisherigen Kapazität als reine GIS-Konferenz schon 400 Leute an. Wir rechnen damit, dass auch beim OSM-Teil, der an die traditionelle FOSSGIS anschließt, rund 400 Leute anwesend sein werden, und dass ein überwiegender Teil davon eigens für den OSM-Teil anreist - obwohl es sicher auch einige geben wird, die die Konferenz in voller Länge besuchen und damit in beiden Kontingenten mitzählen.

    schrieb Frederik auf der OSM-Liste Talk-DE

    AntwortenLöschen