Mittwoch, 29. April 2009

Unterwegs zwischen Bonn und Köln: Ein Interview mit Mapper Cyclop

Wer für Openstreetmap (OSM) als Mapper zwischen Köln und Bonn aktiv ist, wird beim Bearbeiten der Karte desöfteren auf den Usernamen Cylcop gestoßen sein. Cyclop ist unheimlich aktiv, ist auf Platz 4 der in Nordrhein-Westfalen aktivsten Mapper mit über 59672 (!) zuletzt editierten Knoten und auf Platz 13 mit über 4870 zuletzt editierten Wegen (Stand vom 28.04.2009). Das sind beeindruckende Zahlen, die seinen Arbeitseinsatz und Begeisterung für OSM erahnen lassen.

Daher habe ich mich besonders gefreut, mit ihm ein Interview führen zu können.

Hallo Roland (alias Cyclop),
vielen Dank, dass Du Dich zu einem Interview bereit erklärt hast! Wie und wann hast Du von Openstreetmap erfahren?

Ich glaube zum ersten mal 2006. Da habe ich es aber noch nicht richtig verstanden und nachdem ich kurz geschaut hatte und praktisch keine Inhalte in der Karte gefunden hatte, ist es wieder in Vergessenheit geraten. Im Frühsommer 2008 bin ich dann wieder aufmerksam geworden (ich glaube es gab einen Bericht im WDR oder ich habe es in einer GIS Zeitschrift gelesen) und habe erst dann das Potential von OSM für mich entdeckt.

Welche Elemente gab es damals schon in der OSM-Karte zwischen Bonn und Köln?
In meiner Heimatstadt Niederkassel waren schon fast alle Straßen vorhanden, weil Yahoo für diese Gegend hochauflösende Luftbilder eingestellt hatte und andere auch schon fleißig die Straßen eingemessen hatten. Die Landnutzung war aber noch sehr rudimentär und in der etwas weiteren Umgebung, vor allem östlich der A59 aber auch in den südlichen Kölner Stadtteilen gab es noch
etliche Lücken.

Was motiviert Dich? Und welche Arbeiten machen Dir bei OSM besonders Spaß?
Ich bin von Kind an begeisterter Kartograph, habe Geodäsie/Kartographie studiert und befasse mich beruflich mit Geo-Informationssystemen. Schon länger hatte ich nach Möglichkeiten gesucht, eigene Inhalte in Karten einzubrigen. Aber es war sehr schwer, für private Zwecke geeignete und kostenlose Geo-Datengrundlagen zu bekommen. Außerdem bin ich in der Freizeit viel mit dem Rennrad, Langlaufskiern oder Wanderschuhen unterwegs, und seit Sommer 2008 zeichne ich meine Strecken einfach auf und trage sie ein. Häufiger fahre ich mit dem Rad jetzt gezielt in Orte, die noch nicht kartiert sind oder ich mache einen Umweg, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, um noch ein paar fehlende Objekte "mitzunehmen". So kann ich meine Freizeitaktivitäten mit OSM verbinden.

Wieviel Zeit investierst Du durchschnittlich wöchentlich?
Manchmal gar keine, manchmal sicher 10 Stunden (die Aufzeichnung nicht mitgerechnet). Aber ehrlich, ich habe das nie nachgemessen. Die Zeit vor dem Rechner vergeht immer wie im Flug.

Wo siehst Du zur Zeit die größten Herausforderungen für OSM im Allgemeinen? Und was sind spannende oder drängende Aufgaben bei OSM, die in der Köln/Bonner Region angegangen werden sollten?
Die Qualität (insbes. Zuverlässigkeit) ist einerseits schon toll für ein Freiwilligenprojekt, kann aber mit kommerziellen Produkten an vielen Stellen noch nicht mithalten. Um OSM auch im professionellen Bereich einsetzen zu können, müsste man noch viel mehr Zeit in die Qualitätssicherung investieren. Es wird darauf ankommen, die Begeisterung bei den Mappern zu erhalten, auch wenn das Straßennetz an sich schon mehr oder weniger vollständig vorhanden ist. Bei vielen - scheint mir - lässt die Motivation nach, wenn es "nur" noch darum geht, die "Kleinigkeiten" und vor allem die Sachinformationen (Tags) zu bearbeiten. Da ist der Erfolg eben nicht so sichtbar, als wenn man einen echten weißen Fleck beseitigt.

Mit welcher Hardware bist Du unterwegs?
Ein Garmin Edge 305.

Welche Software oder Dienste benutzt Du am liebsten für das Bearbeiten von OSM-Daten?
Ich arbeite fast ausschließlich mit Potlatch, weil es der einzige Editor ist, den ich bisher ausprobiert habe, bei dem ich Objekte editieren kann, die auf ein größeres Gebiet verteilt sind. Z.B. bei JOSM ist man immer auf kleinen Gebiet beschränkt. Natürlich ist Potlatch recht langsam, aber immer noch schneller, als wenn ich ständig neue Gebiete einladen müsste.

OSM ist in manchen Aspekten mit der Wikipedia vergleichbar. Auch hier kann jedermann Daten korrigieren bzw. neu hinzufügen. Bei der Wikipedia sind Edit-Wars bekannt. Hast Du schon einmal einen Edit-War in Deinem OSM-Gebiet erlebt?
Nicht wirklich. Es kommt aber schon (sehr selten) vor, dass geänderte Objekte zurückgeändert oder erneut überarbeitet werden. Das habe ich auch selbst schon mal gemacht, wenn das Objekt einer Meinung nach verschlimmbessert wurde. Ein dauerndes hin und her habe ich aber noch nicht erlebt. Spätestens beim zweiten Rückändern nehme ich direkt Kontakt auf. Das war aber noch nie der Fall. Einmal hatte ich einen Austausch mit einem Mapper zu der Frage, ob man bei Landuse gleiche Grenzen verwenden soll/darf. Das war aber ein total sachliche Diskussion und jeder war an der besten Lösung interessiert. Von einem "War" kann keine Rede sein. Das liegt aber vermutlich daran, dass es bei OSM eben immer ein tatsächliche "Wahrheit" gibt, nämlich so wie es Vor Ort wirklich aussieht. Persönliche Meinungen wie bei Wikipedia Artikeln zu Politik oder anderen Gesellschaftsthemen gibt es nicht, höchstens eben unterschiedliche Meinungen, wie man ein und die selbe Situation technisch optimal erfassen sollte.

Hast Du schon einmal andere Mapper getroffen oder an einer Mapping-Party teilgenommen? Gibt es konkrete Projekte, für deren Umsetzung Du gerne mit anderen Mappern zusammenarbeiten möchtest?
Ja, ich war schon zwei mal beim OSM Stammtisch in Köln. Leider waren nur wenige andere Mapper dort. An einer Mapping Party habe ich noch nicht teilgenommen. Konkrete Projekte bezüglich Öffentlichkeitsarbeit könnte ich mir vorstellen, z.B. Fertigmeldungen wie bereits in anderen Städten praktiziert. Von der Stadt Niederkassel habe ich mir schon das Straßenverzeichnis besorgt (vielen Dank dafür an die Stadt Niederkassel, Fachbereich 8, Herr Florin) und es von Sven Anders in Hamburg berechnen lassen, siehe hier (vielen Dank für diese tollen Service an Sven). Da gibt es nun doch noch ein paar Defizite. Daran könnte man mit anderen Mappern zusammen arbeiten, auch für die anderen Städte der Umgebung.

(Anm. der Red.: Es gibt hier ein Interview mit Sven Anders in der ZEIT Online.)

Welche Tipps hast Du noch für OSM-Anfänger?
Traut Euch! Es gibt noch viel zu tun. Das Buch von Frederik Ramm und Jochen Topf bietet einen prima Einstieg. Es ist übrigens kürzlich in neuer Auflage erschienen.

Roland, vielen Dank für das Interview!
Gerne :-)

Freitag, 10. April 2009

Auf in den Süden

Es war Februar und noch ziemlich kalt, als ich mir den aktuellen Openstreetmap-Kartenausschnitt des Bonner Ortsteils Buschdorf ansah. Und da gab es so einige kleine Fehler, die mir auffielen und die ich bei Openstreetbugs eintrug. Damals sah der Fehlerreport so aus (rote Punkte markieren Fehler in der Karte):





Schon wenige Wochen danach haben sich ortskundige Openstreetmap-Enthusiasten daran gemacht, Fehler zu korrigieren und viele Fehler (Bugs) verschwanden von der Karte:



An dieser Stelle an alle Beteiligten: Klasse Arbeit!

Natürlich gibt es in Bonn noch viel zu tun - viele Fehler verstecken sich hartnäckig und sind beim flüchtigen Überblicken der Karte überhaupt nicht auffindbar. Nach dem kleinen Exkurs in den Bonner Norden möchte ich den Blick auf einen Ortsteil im Bonner Süden lenken, genauer: nach Bonn-Mehlem, das direkt an Rheinland-Pfalz grenzt. Hier gibt es noch eine Reihe von Verbesserungsmöglichkeiten:



Vielleicht ist das für den einen oder anderen Mapper ja Anreiz, sich Mehlem bei einem Ausflug mit GPS-Empfänger einmal genauer anzusehen. :-)

Nachtrag: Openstreetbugs zeigt - so meine Erfahrung - viele Bugs erst an, wenn man in die maximal erreichbare Zoomstufe schaltet. Wie sind eure Erfahrungen diesbezüglich?